Beginn einer langen Freundschaft Newsletter

Der Beginn einer langen Freundschaft

Sehr geehrte Damen und Herren

 

der Sechstklässler ging am Freitag nach Schulschluss mit gesenktem Kopf nach Hause. Er war bepackt mit all seinen Büchern und trottete traurig dahin. Niemand schenkte ihm Beachtung, seine Klassenkameraden liefen fröhlich an ihm vorbei in Erwartung des freien Wochenendes mit Freunden, Spaß und Freizeit, für den neuen Schüler interessierte sich keiner.

Eine Gruppe Jungs wurde auf ihn aufmerksam und näherten sich ihm in bedrohlicher Art und Weise. Sie rempelten ihn an, stellten ihm ein Bein und er fiel mitsamt seinen Büchern in den Schmutz. Seine Brille flog in weitem Bogen davon.

Ein Mitschüler, der diese Szene beobachtete empfand Mitleid mit dem Jungen. Er ging, nachdem die Angreifer verschwunden waren zu ihm, suchte seine Brille und half ihm seine Sachen zusammenzusammeln, dabei fiel ihm die unendliche Traurigkeit in seinen Augen auf. „Diese Typen sind Blödmänner“, sagte der Helfer und der andere Junge revanchierte sich mit einem Lächeln und einem Blick, der wirkliche Dankbarkeit zeigte.

Da die beiden Schüler den gleichen Heimweg hatten, gingen sie ein Stück gemeinsam, unterhielten sich und waren sich sofort sympathisch. „Komisch“, dachte sich der Helfer, „der ist ja ein richtig cooler Typ, das ist mir davor gar nicht aufgefallen.“ Und weil er ihm was Gutes tun wollte, fragte er den Jungen, ob er am Wochenende mit ihm und seinen Freunden Fußball spielen möchte. Das war der Beginn einen langen Freundschaft.

Die gemeinsame Schulzeit ging dahin und aus dem anfangs gehänselten Schüler wurde ein gutaussehender und beliebter, junger Mann, der auch noch mit guten Noten glänzte und ein Medizinstudium anstrebte. Die Freundschaft der beiden war inzwischen zu einer sehr stabilen und engen Beziehung herangewachsen.

Zur Abiturfeier sollte der künftige Arzt die Abschlussrede halten. Alle anderen waren froh, dass sich dafür jemand gefunden hatte, gehört doch das Reden vor vielen Menschen nicht zur Lieblingsbeschäftigung von den meisten.

Am Tag der Veranstaltung waren alle in freudig erregter Stimmung und vor allem der Redner konnte seine Nervosität nicht gänzlich verbergen. Sein Freund schlug ihm anerkennend auf die Schulter und ermutigte ihn. „Du wirst großartig sein, ich glaube an Dich.“ Er bedankte sich mit einem jener Blicke, die wirkliche Dankbarkeit zeigen und lächelte ihn an. Dann ging er zum Rednerpult und fing an zu sprechen.

Er dankte seinen Eltern, seinen Lehrern, sprach über die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens und über die besondere Bedeutung von Freundschaft.

„Lasst mich euch meine Geschichte erzählen“. Und er beschrieb den Tag des Kennenlernens seines besten Freundes in der 6. Klasse und, dass er eigentlich geplant hatte seinem Leben an diesem Tag ein Ende zu setzen und deshalb seinen Schrank in der Schule ausgeräumt hatte, um der Mutter den späteren Umstand zu ersparen.

Der Freund im Publikum kämpfte mit den Tränen, er sah ihn vom Pult aus an und lächelte. „Gott sei Dank, ich wurde gerettet. Mein Freund hat mich vor dieser Verzweiflungstat bewahrt.“

Unterschätzen Sie niemals die Macht Ihres Handelns. Schon durch eine kleine Geste kann man das Leben einer Person ändern, zum Guten oder zum Schlechten. Wir können uns gegenseitig beeinflussen, auf jede Art und Weise.

Mit den besten Wünschen für eine schöne, friedliche Vorweihnachtszeit grüßt Sie sehr herzlich,

Ihr Alexander Verweyen