Nur ein verdammtes Kuvert Newsletter

Nur ein verdammtes Kuvert!

Sehr geehrte Damen und Herren

die junge Assistentin sitzt an ihrem Schreibtisch mit dem Auftrag die wichtigen Unterlagen versandfertig zu machen. Sie hat die ausgedruckten Papiere, die Adresse des Empfängers liegt auch vor und die passende Briefmarke wartet nur darauf aufgeklebt und auf die Reise geschickt zu werden. Das einzige, was sie nicht hat, ist ein Kuvert.

Die Kollegin im Nachbarbüro könnte eines haben. Während sie überlegt hinüber zu gehen und danach zu fragen, kommen ihr Zweifel. Was ist, wenn die erfahrene Mitarbeiterin denkt, dass sie als Neuling sich nicht zu helfen weiß und sie dann beim Chef anschwärzt?

„Gestern im Fahrstuhl hat sie mich auch nur ganz flüchtig gegrüßt und mich nicht weiter beachtet“ dachte sie, „vielleicht war sie nur in Eile. Vielleicht hat sie aber auch nur so getan, weil sie was gegen mich hat und nicht mit mir reden will. Was könnte die Kollegin denn gegen mich haben? Ich habe ihr nichts getan, die bildet sich sicher nur was ein. Wenn eine nicht so erfahrene Kraft zu mir kommen würde, ich gäbe ihr alles, was sie braucht. Warum denn auch nicht? Wie kann man einem Menschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Solche Leute vergiften einem das Leben und bilden sich wahrscheinlich noch ein, dass man auf sie angewiesen ist. Mir reicht es jetzt wirklich, so etwas habe ich so satt!“

Und so stürmt sie rüber in das Nachbarbüro, reißt die Türe auf und noch bevor die Kollegin überhaupt „Guten Tag“ sagen kann, schreit die Wütende sie an: „Dann behalten Sie doch ihr blödes Kuvert, Sie verschlagene Person!“

Hat sich da jemand verrannt? Wie oft passiert es tatsächlich, dass wir in Menschen etwas hineininterpretieren, uns Dinge ausmalen und falsche Verdächtigungen anstellen auf Grund irgendwelcher Beobachtungen oder falscher Deutungen. Unvoreingenommen und mit freundlicher Grundhaltung auf unsere Mitmenschen zuzugehen macht viel mehr Spaß und bereichert auch die eigenen Gedanken. Zeit für schlechte Eindrücke bleibt dann immer noch genug, falls sie kommen – oder eben nicht.

In diesem Sinne grüßt Sie sehr freundlich,

Ihr Alexander Verweyen

PS: Kommt Ihnen diese Geschichte vielleicht bekannt vor? In Anlehnung an „Anleitung zum Unglücklichsein“ von Paul Watzlawick haben wir diese Geschichte umgeschrieben.