Wirklich nur schlechte Nachrichten?

Wirklich nur schlechte Nachrichten?

Sehr geehrte Damen und Herren,

manchmal ist es gar nicht so einfach, schlechte Nachrichten zu überbringen – vor allem, wenn es um die eigenen Fehler geht. Doch wie vermittelt man Neuigkeiten, die garantiert nicht gut ankommen werden?

Eine junge Studentin hat das auf ganz besondere Weise bewiesen:

Nachdem sie lange Zeit keinen Kontakt zu ihren Eltern hatte, beschloss sie, einen Brief zu schreiben. In diesem Brief erklärte sie die vermeintlichen Gründe für ihr Schweigen – und bereitete ihre Eltern behutsam auf das Schlimmste vor:

„Liebe Mama, lieber Papa,

seit ich an die Uni gegangen bin, war ich sehr nachlässig darin, euch zu schreiben, und es tut mir leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Ich möchte euch jetzt auf den neuesten Stand bringen. Aber bevor ihr weiterlest, setzt euch bitte hin – das ist wirklich wichtig.

Mir geht es inzwischen wieder recht gut. Die Gehirnerschütterung, die ich mir zugezogen habe, als ich aus dem Fenster meines Wohnheims sprang, nachdem es kurz nach meiner Ankunft in Flammen aufgegangen war, ist weitgehend verheilt. Ich habe nur noch ein paar Mal am Tag diese schlimmen Kopfschmerzen.

Zum Glück hat ein Tankstellen-Mitarbeiter den Brand und meinen Sprung gesehen. Er hat mich ins Krankenhaus gebracht und mich dort regelmäßig besucht. Nach meiner Entlassung hatte ich leider kein Zuhause mehr, da mein Zimmer völlig ausgebrannt war. Also bot er mir an, bei ihm in seiner kleinen Kellerwohnung unterzukommen. Es ist zwar eng, aber sehr gemütlich.

Er ist ein wunderbarer Mensch, und wir haben uns unsterblich ineinander verliebt. Wir planen, bald zu heiraten. Wir haben das genaue Datum noch nicht festgelegt, aber es wird definitiv vor der Geburt unseres Kindes sein.

Ja, Mama und Papa, ich bin schwanger. Ich weiß, wie sehr ihr euch darauf freut, Großeltern zu werden, und ich bin sicher, dass ihr unser Baby genauso liebevoll aufnehmt, wie ihr es bei mir getan habt. Der Grund, warum wir noch nicht geheiratet haben, ist, dass mein Freund in Moment noch in einer anderen Ehe feststeckt, aber dort kommt er sicherlich bald heraus. Er wohnt bei seiner aktuellen Frau auch nur drei Tage die Woche und wird es sicherlich bald mit mir offiziell machen.

Zum Schluss möchte ich euch sagen: Es gab keinen Wohnheimbrand. Ich hatte weder eine Gehirnerschütterung noch einen Schädelbruch, war nicht im Krankenhaus, bin nicht schwanger und es gibt auch keinen Freund. Aber ich habe alle meine Prüfungen nicht bestanden.

Ich wollte nur, dass ihr diese Nachricht in der richtigen Perspektive betrachtet. Denn Perspektive ist alles, oder?

PS: Meine Miete ist bald fällig, ihr denkt ja dran, diese zu überweisen, oder?“

 

Auch im beruflichen Alltag haben wir oft mit schlechten Nachrichten zu kämpfen…

Nicht jedes Angebot wird angenommen, nicht jede Verhandlung läuft wie geplant, und nicht jedes Produkt ist für jeden Kunden perfekt. Doch wie gehen wir damit um, wenn wir unserem Kunden schwierige Botschaften übermitteln müssen – beispielsweise über Preisänderungen, Lieferverzögerungen oder unerfüllbare Wünsche? Die Antwort liefert uns die Geschichte der Studentin: Es kommt auf die Perspektive an!

Kontext schaffen: Vermitteln Sie schwierige Nachrichten in einem Rahmen, der das Positive betont. Beispiel: „Unsere Preisanpassung sichert langfristig die Qualität und Stabilität, die Sie schätzen.“

Positive Perspektive: Lenken Sie den Fokus auf Lösungen. Beispiel: „Trotz längerer Lieferzeiten bieten wir Ihnen eine exklusive Zwischenlösung an.“

Wahrnehmung steuern: Adressieren Sie Einwände früh und lenken Sie den Dialog in eine konstruktive Richtung. Beispiel: „Diese Veränderung eröffnet Ihnen langfristig neue Vorteile.“

Oft bieten schlechte Nachrichten und potenzielle Konflikte auch eine wertvolle Gelegenheit, die Kundenbeziehung auf eine tiefere Ebene zu bringen. In solchen Situationen können Sie und Ihr Kunde offen über mögliche Unzufriedenheiten sprechen und gemeinsam Lösungen finden, die langfristig Vertrauen und Stabilität schaffen. Nutzen Sie diese Möglichkeit, um aus Herausforderungen neue Chancen zu machen!

Professionelle Kommunikation ist nicht nur, was Sie sagen – sondern wie Sie es sagen.

Es grüßt Sie sehr herzlich,

Ihr Alexander & Nicolas Verweyen