Die Geschichte vom Pfeil und Bogen

Der König, der Krieger und die Zielscheibe

Sehr geehrte Damen und Herren,

Es gab diesen großen König, einen unerschrockenen Krieger, der stolz und guten Mutes war unbesiegbar zu sein. Eines Tages sah er auf der Jagd etwas, das ihm seine Zuversicht nahm.

Der König starrte auf einen Pfeil, der genau im Zentrum einer winzig kleinen Zielscheibe steckte, welche auf einen Baum aufgemalt war. Er wusste aus seiner Ausbildungszeit, dass ein solcher Schuss extrem schwierig war und er nie einen solch perfekten Pfeil schießen könnte, da war er sich sicher.

„Wer war das?“, frage der König verunsichert. Es überkam ihn eine Angst, dass sich der Schütze irgendwo verborgen halten könnte und vielleicht gerade auf ihn zielen würde. Mit solch einer Fähigkeit würde er ihn von großer Distanz mühelos treffen können.

Zurück im Palast, sendete der eingeschüchterte König einen ganzen Trupp aus, um diesen Krieger aufzuspüren. Die Männer gaben sich alle Mühe und durchsuchten den gesamten Wald, doch sie entdeckten keine Spur von dem Unbekannten.

Am nächsten Morgen sollte es noch schlimmer kommen. Der König entdeckte wieder einen großen Pfeil, der im Zentrum einer winzigen Zielscheibe steckte, diesmal mitten im königlichen Park. Nach kurzer Suche fanden sich zahlreiche weitere Minizielscheiben mit einem Pfeilloch exakt in der Mitte.

Der König bekam noch mehr Panik und ließ überall im Land Aushänge anbringen, auf denen eine große Belohnung für die Ergreifung des Schützen ausgesetzt wurde.

Der Verdächtige blieb leider unauffindbar und schon bald litt das gekrönte Haupt unter schlaflosen Nächten und Appetitlosigkeit. Es konnte ihn nichts mehr erheitern und seine Tage wurden trüb und furchtsam, so wurde er krank und schwach.

Seine Untertanen waren in großer Sorge und suchten weiter nach dem potentiellen Attentäter. Das Schicksal war dem König gnädig und der unbekannte Pfeilschütze wurde gefasst. Es war ein sechsjähriger Junge, der nur mit einer kurzen Hose bekleidet und einem kleinen Bogen in der Hand vor dem König stand.

„DU bist derjenige, der die Pfeile mitten ins Zentrum dieser winzigen Zielscheiben schoss?“, fragte staunend und ungläubig der König und man konnte förmlich den schweren Stein hören, der ihm vom Herzen fiel.

„Ja“, antwortete der Junge knapp.

„Wie hast du es geschafft die Pfeile immer wieder exakt in die Mitte der Zielscheibe zu platzieren?“

„Oh, das war ganz einfach. Ich habe zuerst den Pfeil abgeschossen. Wenn er im Baum steckte, bin ich hingegangen und habe die Zielscheibe drum herum gemalt.“

Da sollen die ganze Angst und die sorgenvollen Tage umsonst gewesen sein? So ein Drama wegen eines sechsjährigen Jungen mit Pfeil, Bogen und Farbeimer? Was dem Regenten im Nachhinein sicher lächerlich vorkommen musste, war im Moment der gefühlten Bedrohung eine reale Gefahr für ihn. Es zeigt doch ganz deutlich etwas, das wir immer wieder erleben: wir machen uns Riesensorgen über Dinge, die dann gar nicht passieren, haben uns aber dadurch Lebensfreude und Energie geraubt und kostbare Zeit vergeudet.

Eine gesunde Geisteshaltung mit Vertrauen und Hoffnung auf das Gute können beflügeln und inneren Frieden schaffen, klingt das nicht verlockend?

Es grüßt sie sehr herzlich

Ihr Alexander Verweyen